Wir haben August und es ist Sommer. Was fällt dir spontan beim Wort „Sommer“ ein? Welche Erinnerungen kommen dir, wenn du an die Sommer deiner Kindheit und deiner Jugend, die Sommer deines Lebens denkst? Denkst du an Sommerferien, an legendäre Sommerfeste, an laue Sommernächte? An die Sommerfrische eines klaren Bergsees oder die Sommersprossen deiner Freundin? Gibt es Dinge, die du mit den Sommern deiner Kindheit verbindest? Mir fallen da spontan drei Sachen ein: die Badekappe, der Heurechen und die jungen Maiskolben, die wir als Kind vom Feld geholt und roh genascht haben.
Hast du schon mal ein ABC der Sommerfreuden geschrieben? Ausflugsboot, Barfußtage, Capri-Eis, Erlebnisbad, Flip Flops, Grasgekitzel, Hitzefrei, Inselurlaub, Johannisnacht, Kamillenblüten, Lavendelduft, Melonenschnitte, … – oder eine Liste erstellt mit Sommeraktivitäten? Was bringt dich in Sommerlaune? Wie stellst du dir einen idealen Sommertag oder Sommerabend vor? Welche Sommerorte locken dich? Wie sieht es dort aus? Hast du besondere Lieblingsplätze im Sommer? Was tust du dort? Vielleicht im Schatten eines Baums ein Buch lesen oder früh am Morgen über den Markt schlendern und leckere Sommerfrüchte, duftende Kräuter im Einkaufskorb nach Hause tragen. Wie riecht er – der Sommer, wie schmeckt er? Wie klingt der Sommer? Vielleicht gibt es ja auch einen Sommerhit, der dich immer noch ins Schwärmen bringt. Und dann ist da auch noch das alte Lied von Paul Gerhardt, veröffentlicht im evangelischen Gesangbuch: „Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit….“ https://www.youtube.com/watch?v=kpgw1b4Md54
Auch wenn du gar kein Sommertyp bist und vielleicht eine andere Jahreszeit lieber magst, als Einstieg ins biografische und kreative Schreiben eignet sich der Sommer gut. Schreibe als ersten Satz: „Ich erinnere mich…“ und lass deine Erinnerungen sprudeln, beginne den nächsten Satz oder Absatz wieder mit „Ich erinnere mich …“ sammle die Erinnerungsschnipsel nach und nach ein, so unsortiert wie sie dir in den Sinn kommen, von früher, von heute, einfach alles notieren. So kann am Ende eine Erinnerungscollage entstehen – dein Bild vom Sommer und Bilder kannst du auch noch dazu kleben oder zeichnen oder malen. Möglicherweise hat dein Sommer auch eine Grundfarbe und du magst einmal ganz in diese Farbe eintauchen, und schreibst eine Geschichte dazu. Eine kornblumenblaue oder eine sonnenblumengelbe. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
„In der Erinnerung wird die Freude wieder belebt“ schreibt Verena Kast in ihrem Buch: Was wirklich zählt, ist das gelebte Leben. Die Kraft des Lebensrückblicks (Herder, 2020). Darin gibt es ein Kapitel „Freuden neu entdecken“ (S. 75 – 86) indem sie die Idee der „Freudebiografie“ vorstellt. Es geht ihr darum, bewusst den Blick auf die Freude zu richten und nach der „Emotion der Freude“ zu fragen. Diese Emotion gilt es immer wieder zu finden und zu erweitern, schreibt sie, sowohl in den Erinnerungen an früher als auch in der Wahrnehmung der aktuellen Freuden. Durch die „Rekonstruktion der Freudebiografie“, so Verena Kast, kommt man in Kontakt mit sich selbst, mit dem freudigen Menschen, der man war und ist. Auf diese Weise sensibilisieren wir uns für die Freude, können sie achtsamer wahrnehmen und bewusster genießen. Denn wir sind alle grundsätzlich freudefähige Menschen, nur leider auch mit dem Talent, sich die Freude manchmal selbst zu vermiesen und ja, es gibt auch Situationen im Leben, da ist uns ganz und gar nicht nach Freude zumute. Wenn wir uns jedoch an freudvolle Situationen erinnern, können wir die erfahrene und erlebte Freude wieder reaktivieren und als Ressource nutzen. „Freude braucht Muße, auch Erinnerungsmuße“, meint Verena Kast.
In unseren Freudebiografien sollen allerdings nicht nur die leuchtenden Höhepunkte zu Papier gebracht werden, sondern gerade auch die stillen, kleinen und einfachen Freuden, die wir im Alltag leicht übersehen und nicht genügend würdigen. Es gilt also den eigenen Umgang mit der Freude in den Blick zu nehmen. Wie achten wir auf die Freude? Wie bewahren wir uns die Freude? Was ist aus der Freude des Kindes geworden, des jungen Mannes, der jungen Frau? An welchen Freuden unseres jüngeren Lebens wollen wir vielleicht heute wieder anknüpfen? Indem wir den Fokus auf die Freude richten, rufen wir in unserer Biografie die Freude auf. Unsere Freudengeschichten schenken uns Energie und Vitalität und beleuchten zur Abwechslung mal die leichten und heiteren Seiten des Lebens. Sie bringen uns in eine freudige Grundstimmung, in die Haltung der Freude. Sollten wir uns diese Freude nicht öfter gönnen? Die Freude ist eine wichtige Ressource im Leben, eine Kraftquelle, aus der wir schöpfen können und ein guter Wegweiser, der uns zeigt, wo es weiter geht.
Was wäre, wenn wir alle freudvollen Erfahrungen unseres Lebens in einem Freudenbuch gesammelt hätten, mit Bild und Text, wie dick wäre es dann schon? Ein wahrer Freudenschatz vermutlich. Lass dich von deiner Freude anstecken und inspirieren. Fange frisch und frei mit den Sommerfreuden an. Wo leuchten sie auf, schimmern sie durch? Was bringen sie zum Vorschein? Welche Geschichten haben sie im Gepäck? Ich wünsche dir viel Freude dabei.
Bildnachweis: NatUlrich.shutterstock.com_19776241